Am Sonntag, den 13. August 2017 feierten wir das 80jährige Weihejubiläum der Kapelle Zug.
Anlässlich des 80. Kirchweihjubiläums der Kapelle in Zug am 8. August freuen wir uns und danken Gott, dass es dieses Gotteshaus gibt. Dass dieses Kirchlein da ist und bis heute steht und genutzt wird, ist ein Zeichen des Wirkens Gottes in unserer Zeit und an unserem Ort.
So kann man in Dokumenten lesen (Hans Prehn: Zeugen und Zeugnisse im Rückspiegel), dass 1934 Vikar Gottfried Klenner in die Gemeinde Zug geschickt wurde. Damals gab es wenig kirchliches Leben im Ort. Auf dem Friedhof stand ein Glockenturm, und die kleine Gottesdienstgemeinde versammelte sich in einem Schulzimmer. Mit seinem Flügelhorn wurde Gottfried Klenner zum Werkzeug Gottes für eine Erweckung der Gemeinde. Mit neun geliehenen Instrumenten brachte er gleich 27 Jungen das Blasen bei. Als sie nach fünf Wochen zum ersten Mal öffentlich bliesen, stieg der Gottesdienstbesuch von 20 auf 200 Personen an. Der junge Pfarrer war ein sprühender Zeuge des Evangeliums von Jesus Christus mit Wort und Klang, er war mutig im Glauben. So verkündete er an einem Sonntag, dass er nach eingehender Prüfung im Gebet und bei der Betrachtung des Wortes Gottes die Gewissheit bekommen habe, dass jetzt der Zeitpunkt für einen Kirchenbau in Zug gekommen sei. Entgegen aller Verordnungen und Zweifel und trotz einigen Spottes hat Gott dies bestätigt, denn am 8. August 1937 konnte die Kapelle tatsächlich eingeweiht werden.
Bis heute wurde die Kapelle erhalten und vielfältig genutzt. Höhepunkte waren von Anfang an das Erntedankfest und das Christfest. Heute kommen zu Weihnachten in zwei Christvespern über 400 Menschen zum Krippenspiel in die Kapelle. Viele besuchen gerne die Gottesdienste oder Konzerte in der schlicht gestalteten Kapelle, auch wenn sie da mal etwas mehr zusammenrücken müssen.
Wir wünschen uns weiterhin Gottes Schutz für dieses Gebäude und uns die Kraft, es zu erhalten. Das Wichtigste aber ist, dass immer wieder Menschen in die Gemeinde eingeladen werden.
Bei der festlichen Einweihung der Kapelle in Zug brachte Pfarrer Klenner der Gemeinde folgendes Lied bei:
Der Unglaub hat noch nicht gedroschen, da isst der Glaube schon sein Brot.
Der Unglaub zählet seine Groschen, der Glaube kennet keine Not.
Sieht Unglaub nichts als düstre Nächte, sieht Glaube schon den Sonnenstrahl.
Sieht Unglaub nur des Schicksals Mächte, erblickt der Glaube Gottes Wahl.
Wenn jenem alle Hoffnung fliehet, erhebet dieser kühn sein Haupt.
Der Unglaub glaubet, was er siehet, der Glaube siehet, was er glaubt.
Der Unglaub will den Höchsten meistern, der Glaub erträgt gern Menschenspott.
Der Unglaub haust mit trüben Geistern, doch sieh, der Glaube ruht in Gott.
Gottfried Hans, Pfr, i. R. und Neffe Gottfried Kienners:
Ich freue mich, dass ich als Nachkomme von zwei Menschen, die damals Zuger Gemeindeglieder waren, hier sein darf. Menschen, die sich mit viel Liebe, Eifer und Glaubenstreue hier eingesetzt haben: Meine Mutter - damals als Elisabeth Kienner (geb. 20.2.1908), hier in Zug Volksschullehrerin - und mein Onkel Gottfried Kienner (geb, 14.4.1910), Lehrvikar. Der für ihn zuständige Orts- und Lehrpfarrer Schwen erläuterte ausführlich gegenüber dem Landeskirchenamt seine Bedenken wegen der kirchgemeindlichen Lage vor Ort. Er hielt sie als eine Lehrpfarrstelle für völlig ungeeignet. Aber der zuständige Oberlandeskirchenrat und Dezernent blieb bei seiner Verfügung. Und so kam der Kandidat Kienner doch noch nach Zug, wo er regelmäßig Choräle mit dem Flügelhorn aus dem Fenster seines Zimmers erschallen ließ. Schulkinder fragten die Lehrerin nach dem neuen „Pfarrer". Am 17.9.1934 fand mit 27 „munteren Jungen" - wie ein Zeitungsartikel feststellte - die erste Posaunenübungsstunde statt. Schon bald erklangen aus den verschiedensten Ortsteilen Zugs fromme Töne der Übenden, die zunächst nur jeweils ein Instrument für drei Jungen nutzen konnten. Die gemeinsamen Übungsstunden fanden in einem Bauerngehöft statt. Viele Menschen wurden in Bewegung gesetzt, damit es dann zum Bau dieses schönen Gotteshauses kam. Manche hatten zunächst Zweifel. So auch soll der damalige Bürgermeister zu meinem Onkel etwa gesagt haben: „Kienner, Sie sind ein Träumer! Mit Gebet kann man vielleicht ein paar alte Frauen trösten, aber damit bekommen Sie keinen einzigen Stein auf den anderen." Vor 70 Jahren zog dann der Bürgermeister mit an der Spitze bei der Einweihung ins Gotteshaus ein. Vor 40 Jahren, 1967, war hier auch eine Jubiläumsfeier. Dabei schilderte der damalige Superintendent Dr. Wendelin, wie er einen Fabrikanten dazu brachte, dass auch ein Türmchen aufs Dach gekommen ist. „Damit das Gotteshaus nicht wie eine Scheune aussieht." Schmerzlich wurde auch daran erinnert, dass mein Onkel, wie so viele, nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ist. Genau 4 Jahre vor meiner Geburt kam die Vermissterklärung aus Stalingrad..... Eine jede Zeit braucht Menschen, die Gott mehr vertrauen als der allgemeinen Meinungsumfrage, Menschen, die im Auf und Ab der Geschichte sich treu an Jesus Christus halten und sich Schritt für Schritt von ihm rufen lassen. Der Liedvers von Helder Camara in der heutigen (15.7.07) Herrnhuter Losung fasst das so zusammen: „Nein, bleib nicht stehn! Es ist eine göttliche Gnade, gut zu beginnen. Es ist eine größere Gnade, auf dem guten Weg zu bleiben. Aber die Gnade der Gnaden ist es, sich nicht zu beugen und, ob auch zerbrochen und erschöpft, vorwärts zu gehen bis zum Ziel." So will ich mich den Segenswünschen für Ihr Gotteshaus und allen, die darin ein- und ausgehen, anschließen. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
Herr Ludwig, Ehemann der Nichte Gottfried Kienners:
In der Familie herrschte ein Geist, den er nicht kannte, aber der mich faszinierte und mich sehr zum Nachdenken angeregt hat. Als ich dem Vater Gottfried Kienner (als angeheirateter Neffe) vorgestellt wurde, fragte er mich, ob ich den lieben Heiland lieb habe? - Ich dachte: wo bin ich hier hingeraten? Das Wort blieb und hat im Laufe der Jahre durchschlagend bei mir gewirkt, und ich habe gemerkt: Das Leben mit Jesus ist das Entscheidenste, was es überhaupt gibt.
Dr. Dombrowe, Ortschaftsrat Zug:
Zug, eine vom Bergbau geprägte Ansiedlung wurde erst spät eine Gemeinde; erst 1937 entstand eine Kirche, eben diese Kapelle. 70 Jahre sind für eine Kirche eine kurze Zeit; es ist also noch eine junge Kirche. Erfreulich ist, dass noch einige Zuger Bürger dieses Fest mit uns feiern können, die damals junge Mitglieder des Posaunen-Chores unter der Leitung ihres Pfarrvikars waren. Für den Bau der Kirche haben sie in ganz Sachsen Geld eingespielt, und so die Grundlage für den Bau dieser Kirche gelegt. Wir bedanken uns bei diesen Gemeindegliedern ganz besonders für ihre damalige Leistung. Das gibt es, glaube ich, nicht so schnell wieder. Die Gemeinde Zug ist stolz auf ihre Kapelle, sie ist ein Kleinod für Zug, besonders das Läuten ist anheimelnd und schön. In der heutigen Zeit, in der überall territoriale Strukturen geändert werden, hört man immer wieder ermahnend, dass Schule und Kirche ins Dorf gehören. Schließt man sie, wird das Zusammenleben im Dorf gestört. Wir sehen aber, dass sehr viel Kinder und Jugendliche in die Kirche gehen und das macht uns Mut für die Zukunft. Deshalb wünschen und hoffen wir, dass die Zuger Kirche uns weiterhin ein so reichhaltiges Leben bringt und allen Besuchern wünschen wir Gottes Segen. Der Ortschaftsrat verbindet seine Wünsche für das Fortbestehen einer lebendigen Gemeinde in unserer Kapelle in Zug mit einer kleinen finanziellen Zuwendung, die ich der Frau Pfarrer übergebe.
Lilie Häusler, langjährige Katechetin:
Ich möchte dasselbe sagen, was ich in der Christenlehre gesagt habe: Es geht um Jesus, er ist Weg, Wahrheit und Leben. Ich habe das so in meinem Leben erfahren und es gibt nichts anderes, was ich weitersagen möchte, als dass das jeder zu seiner eigenen Erfahrung macht.
Eine persönliche Betrachtung:
Ich kann mich noch genau an jenen Tag erinnern, als ich sie kennen lernte, diese kleine Kapelle, idyllisch von alten Bäumen umgeben. Damals fand in ihr ein Konzert mit einem christlichen Liedermacher statt. Ich fühlte mich sofort geborgen und schaute immer wieder fasziniert auf das runde Glasfenster im Altarraum. Ganz genau sah ich es mir an: den lilafarbenen inneren Kreis mit dem gelben Kelch darin, von Hostie und Dornenkrone überlagert, in der Mitte das kleine Kreuz. Außen symbolische Strahlen, erst in Grüntönen, dann in einem leuchtenden Goldgelb. Wer es wohl entworfen und gestaltet haben mag? Später, während mancher Gottesdienste, glänzte es hell in der Sonne. Die kleine Kapelle erinnert mich aber auch an bange Stunden, als ich vor Entscheidungen oder medizinischen Eingriffen dort saß und erleichtert aufatmete, als sich das Sonnenlicht seine Bahn durch die Zweige der großen, alten Bäume brach und es mir so vorkam, als hätte mich eine große warme Hand tröstend und aufmunternd berührt. Und so ist mir die kleine Kapelle in Zug, genauso wie ihre große Schwester, die Jakobikirche, inzwischen zu einem Stück Heimat geworden.
Rosemarie Keil
Freie Presse von 1998
Unglaublicher Akt kultureller Barbarei:
Zuger Kirche von Unbekannten mit Vorsatz in Brand gesteckt.
Es waren nach dem ersten Weltkrieg ähnliche Verhältnisse wie nach dem 2. Weltkrieg: es wurde improvisiert. Die Zuger Christen gehörten zur Jakobi-Kirche. Der Pfarrer von Jakobi hielt meist nach dem Gottesdienst in der Stadt dann in der Zuger Schule im Klassenzimmer Nr. 4 Gottesdienst. Vom Hausmeister wurden die Räume am Wochenende gereinigt und die Fußböden geölt. Ich erinnere mich noch an den unangenehmen Geruch am Montag früh. Wie muss es dann erst am Sonntag für die Gottesdienstbesucher gewesen sein! Für den Gottesdienst wurden die Schülerbänke herausgeräumt und Stühle und einfache Bänke hereingestellt. Aus dem Lehrerpult wurde ein Altar improvisiert, ein altes Harmonium stand in der Ecke.
Zur gleichen Zeit kam in die Jakobi-Kirche der Pfarrvikar Gottfried Klenner. Sein Wirkungskreis wurde Zug. Da er ein begeisterter Flügel-Bläser war und er sich gut mit den Schulkindern verstand, entstand in kurzer Zeit ein Posaunenchor. Nach etwa 4 Wochen konnten die Bläser-Jungen (Alter ab 10 Jahren) schon öffentlich auftreten.
Da nun das kirchliche Leben einen Aufschwung nahm, wurden auch Stimmen nach einem eigenen Gottesdienst-Haus laut. Das Geld war knapp; man wollte nur ein eigenes Gebäude, ein Haus, in dem die Gottesdienste gefeiert werden konnten. Es wurde um Geldspenden gebeten, auch bei dem Lederwerksbesitzer sprach man vor. Er äußerte: “Wenn schon, dann muss es auch wie eine Kirche aussehen. Ich spende 500,00 RM für einen Turm.”
Mit dem Bau wurde im August 1936 begonnen. Der Rohbau stand dann über Winter. Fenster und Türen waren mit Brettern zugenagelt. Ich erinnere mich noch, wie wir durch ein loses Brett ins Innere kamen und über den großen Traum gestaunt haben. Die Fertigstellung war im August 1937.
Die Kirchweih ist auch einige Jahre im August gefeiert worden. Alle freuten sich über die schöne Kapelle. Der Lederwerksbesitzer sagte, als er den kleinen Turm sah: “Ich hätte auch für einen größeren Geld gegeben.”
Werner Weigoldt